Air Liquide investiert 400 Millionen Euro in einen gigantischen Elektrolyseur

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Von Philippe Legueltel, Korrespondent in Caen

Bis 2026 soll das Industrieunternehmen in der Nähe von Le Havre einen 200-Megawatt-Elektrolyseur in Betrieb nehmen, um das Industriegebiet der Normandie zu dekarbonisieren. Air Liquide will seine Wasserstoffproduktion ausbauen und bis 2030 eine Kapazität von 3 Gigawatt erreichen.

Es wird einer der weltweit größten Elektrolyseure für die Wasserstoffproduktion sein. Die künftige Investition von Air Liquide in der Normandie wird über eine Kapazität von 200 Megawatt (MW) verfügen und damit in einem globalen Wettlauf um Größe bestehen. Das Projekt mit dem Namen "Normand'Hy" wird in Zusammenarbeit mit Siemens Energy bis zum Jahr 2026 die Emission von 250.000 Tonnen CO2 pro Jahr verhindern.

Sie wird in der Gemeinde Saint-Jean-de-Folleville (Seine-Maritime) in der Nähe des größten Werks des Industrieunternehmens in Port-Jérôme, östlich von Le Havre, stehen. Der Standort wurde nicht zufällig gewählt, da allein auf das geografische Gebiet 13 % der CO2-Emissionen der französischen Industrie entfallen. "Es ist eine echte Herausforderung, mit Industriebecken zu beginnen. Es ist eine Premiere in dieser Größenordnung und eine Fallstudie für das, was wir in einem globalen Wettlauf mit Großprojekten in Australien oder dem Nahen Osten in Angriff nehmen wollen", erklärt Erwin Penfornis, Vizepräsident des Bereichs Global Hydrogen Energy bei Air Liquide.

Die Produktion wird 80 Tonnen Wasserstoff pro Tag erreichen. Die Hälfte davon wird an die nahe gelegene Raffinerie von TotalEnergies in Gonfreville-l'Orcher geliefert werden. Das Industrieunternehmen rechnet mit der baldigen Unterzeichnung einer Absichtserklärung mit dem französischen Raffineriebetreiber. "Wir werden den Elektrolyseur an unser Wasserstoffnetz in der Normandie anschließen und damit zum Aufbau des weltweit ersten kohlenstoffarmen Wasserstoffnetzes beitragen, das unsere Kunden bei der Dekarbonisierung unterstützt", fügt Christophe Grill, Industriemanager und Standortleiter von Port-Jérôme, hinzu. Das Unternehmen verspricht, Ökostrom aus der Region zu beziehen, hält sich jedoch bedeckt, welche Quellen konkret in Betracht gezogen werden.

Von Berlin in die Niederlande

Das Projekt von Air Liquide mit einem Wert von 400 Millionen Euro wird mit 190 Millionen Euro gefördert. Das Industrieunternehmen, das in 70 Ländern vertreten ist und einen Umsatz von 30 Milliarden Euro erwirtschaftet, will bis 2030 expandieren und plant, seine Gesamtelektrolysekapazität auf 3 Gigawatt (GW) zu erhöhen, um erneuerbaren Wasserstoff zu erzeugen.

Kürzlich wurde in Berlin eine Elektrolyseur-Gigafabrik in Partnerschaft mit Siemens Energy auf einem 2.000 m² großen Gelände eingeweiht. Die beiden Partner, die von einem Portfolio von Wasserstoffprojekten profitieren, planen, die jährliche Produktionskapazität der Anlage, die derzeit bei 1 GW liegt, bis 2025 auf 3 GW zu erhöhen.

Nach Dänemark im Jahr 2017 wird Air Liquide 2021 in Kanada einen Elektrolyseur mit einer Kapazität von 8,2 Tonnen Wasserstoff pro Tag in Betrieb nehmen. Damit können mehr als 2.000 Pkw oder 230 Lkw betankt werden. Der Elektrolyseur in Oberhausen (Deutschland) steht kurz vor der Fertigstellung und wird voraussichtlich eine Leistung von 30 MW für die Dekarbonisierung des Industriegebiets an Rhein und Ruhr erreichen. Neben dem Projekt in der Normandie werden 2026-2027 auch zwei Elektrolyseure in den Niederlanden erwartet.

Es steht viel auf dem Spiel. Die Energiewende erfordert, dass die Industrie und das Verkehrswesen, die für 43 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sind, im Wettlauf um die Dekarbonisierung mitziehen. "Wir beherrschen Wasserstoff seit 60 Jahren und haben über 200 Tankstellen und 350 Produktionsanlagen gebaut", betont Erwin Penfornis.

Handelsblatt: Lkw-Vermieter Hylane erweitert seine Wasserstoff-Flotte:

"Die Technologie funktioniert"

Der Lkw-Vermieter Hylane baut seine Wasserstoffflotte aus, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Das DEVK-Tochterunternehmen plant die Anschaffung von 60 wasserstoffbetriebenen Lkw, wodurch sich die Flotte von 122 auf 182 Fahrzeuge erhöht. Außerdem führt das Unternehmen Gespräche über mögliche Kooperationen in Frankreich und Australien. Die Geschäftsführer Sara Schiffer und Bernd Zens zeigten sich von der Wasserstofftechnologie überzeugt und betonten deren Funktionalität.

Obwohl batteriebetriebene Lkw auf dem Markt besser etabliert sind, stellt der Erfolg von Hylane mit Wasserstoff-Lkw einen alternativen Ansatz im Vergleich zu großen deutschen Automobilherstellern wie Daimler dar, die sich hauptsächlich auf batteriebetriebene Fahrzeuge konzentrieren.

Die Wasserstoffflotte von Hylane besteht aus Lkw verschiedener Hersteller, darunter Hyundai, ein führender Anbieter von Brennstoffzellenfahrzeugen, Iveco und eine kürzlich eingegangene Partnerschaft mit Quantron, einem bayerischen Lkw-Hersteller. Das Unternehmen richtet sich mit seinen Wasserstofffahrzeugen an Logistikunternehmen und betont die wachsende Nachfrage nach schweren Wasserstofftransportern. Die Strategie und der Erfolg von Hylane werden als bemerkenswert für die gesamte deutsche Automobilindustrie angesehen.